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ERNST

GRAUPNER

MANN MIT FISCH
ca. 1965
Hinterglasbild
16,5 x 32 cm

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GraupnerMannmitFisch2

Mann mit Fisch

Peter P. Rast


Ein junger Mann, Typ jugendlicher Held, blickt den Betrachter an. Der Blick ist gleichzeitig durch-dringend und in sich gekehrt. Die Frisur erinnert an einen Lorbeerkranz. Der säulenhafte Hals er-hebt sich über muskulösen Schultern. Davor ist die obere Hälfte eines silbern glänzenden Fisches zu sehen, dessen Schwanz am linken Bildrand abgeschnitten ist, sowie die Finger der ihn tragenden Hand. Sie scheint sowohl Halten als auch Geben auszudrücken. Die Finger zeigen auf eine darüber stehende Sonne, deren strahlendes Gelborange in der Mitte grünlich verschattet ist. Der Kopf des Tiers weist nach rechts auf eine flach angeschnittene dunkle Kreisform, die wie eine Vergrößerung der Pupille des angeschnittenen Auges erscheint. Der zartblaue Hintergrund findet sich in den Augen des Fischers und in der schillernden Oberfläche des Fisches wieder. Figur mit Sonne und Fisch befinden sich in der linken Hälfte des extrem schmalen Querformates, während die rechte Hälfte vom atmosphärischen Blau bestimmt ist, in das sich von unten die dunkle, angeschnittene Kreisform schiebt. Bei längerem Betrachten weicht das Heldenhafte einer leisen Melancholie und stellt dem Betrachter Fragen.

In dieser kleinen Arbeit von Ernst Graupner aus dem Jahr 1965 ist für mich vieles gegenwärtig, was ich an ihm kennen, schätzen und lieben gelernt habe. Als angehender Kunststudent aus der Provinz, aus einer Handwerkerfamilie stammend, ohne Kunstbildbände im Bücherregal, war es wie eine Of-fenbarung, Ernst und Annemarie Graupner kennenzulernen. Das Haus in der Groffstrasse, in der Tradition des Bauhauses errichtet, die Gastfreundlichkeit, das Entgegenkommen und die Gespräche, in denen immer ein Interesse am Gegenüber, am Neuen Programm war – der Blick des Fischers, die Geste des Gebens, des Willkommenseins. Mit Fragen zu meinen Arbeiten half er mir meinen Blick auf mein Wesentliches zu fokussieren. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.

Als ich Ernst Graupner kennengelernt habe, wandte er sich gerade von der Malerei ab und ganz der meist großformatigen Zeichnung zu. In einer Künstlergeneration, die kurz nach der Nazizeit ihr Terrain abzustecken hatte, schien auch für Ernst Graupner, wie für die meisten Künstler in Deutschland, eine Orientierung an Größen wie Picasso und Matisse zwingend. Im „Mann mit Fisch“ wird für mich die Frage evident: Was ist wesentlich und wie realisiere ich dies am besten? Die Nase des Fischers ist formal kubistisch nach Picasso gelöst, die Behandlung der Fläche orientiert sich eher an Matisse, ebenso die Farbigkeit. Ernst Graupner wäre bei dieser Entschiedenheit der Behandlung des Formalen eher wieder zum Inhaltlichen gewechselt und hätte nach einem guten Essen – er sitzt im Esszimmer vor einer Bücherwand – empfohlen, noch ein Glas Wein zu sich zu nehmen. Seine Entscheidung, sich ganz der Zeichnung zu widmen und ohne Stilismen das Unmittelbare zu suchen, hat mir höchsten Respekt eingeflößt. Diese Entscheidung war gleichsam eine Flucht nach vorn, ein Salto ohne Netz und doppelten Boden; ein Befreiungsschlag.

Ernst Graupner war für mich ein Mentor, der mit seiner einfühlenden Art entscheidende Impulse geben konnte. Er war ein Künstler, der nie aufgehört hat zu suchen. Sich auf einem Markenzeichen auszuruhen, wäre für ihn nie in Frage gekommen. Er war ein Mensch, der sein In-dieser-Welt-Sein als ständigen Impuls für seine Arbeit verstanden hat. Er war der Mann mit Fisch.

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Ernst Graupner, 1950er Jahre:

„Im Gegensatz zur bäuerlichen Hinterglasmalerei mit ihren meist religiösen Motiven pflege ich eine Hinterglasmalerei, die in freier, spielerischer Anwendung des Materials und seiner vielfältigen Möglichkeiten die Bindung an bestimmte Motive vermeidet. Komposition und Farbigkeit werden vom Thema bestimmt. Die Themen sind unbegrenzt im Gegensatz zum Format des Bildes, das durch die Arbeitsweise bedingt über eine gewisse Größe nicht hinausgehen kann.

In meiner Hinterglasmalerei bediene ich mich der sogenannten Eglomisée-Technik, eines Verfahrens, bei dem besondere zeichnerische Feinheiten (Spitzen, Haare, Hände usw.) mit einer Nadel, einem kleinen Messer aus der Farbfläche herausgekratzt und dann mit der vorgesehenen Farbe hinterlegt werden. Dieses Verfahren wurde im 18. und 19. Jahrhundert in Westböhmen gepflegt.

Da ich die Hinterglasmalerei als Ausgleich und quasi zur Erholung von der problematischen - zeitgezogenen Arbeit am Staffeleibild betrachte, will ihr Inhalt mehr erzählerisch sein.“